Neues aus dem Walking-Dead-Universum
Nachdem es corona-bedingt still um das Walking-Dead-Franchise geworden ist, überschlagen sich nun die Ereignisse. Das “vorläufige” Finale der Mutter-Serie steht an (Staffel 10, Folge 16, ab 4.10.2020 auf Sky-Ticket) - im kommenden Jahr werden aber noch sechs weitere Folgen, die zur Staffel 10 gehören sollen, ausgestrahlt. Staffel 6 des Spin-offs “Fear the Walking Dead” startet in Deutschland am 12.10.2020 auf Amazon Prime Video. Ein weiterer Spin-Off ist wohl schon relativ konkret geplant - mit Carol und Daryl als Hauptfiguren (wie sich das von der “Mutterserie” abgrenzt ist mir allerdings völlig unklar). Der brandneue, vorerst auf zwei Staffeln begrenzte, Ableger “The Walking Dead - World Beyond” ist in Deutschland, ebenfalls auf Amazon Prime Video, gestartet.
Über Helden …
Die ersten Staffeln von “The Walking Dead” waren meiner Meinung nach spektakulär - neu, spannend, mit tollen Charakteren. Aber mittlerweile sind alle Konflikte, Konstellationen und auch philospohische Fragen vielfach behandelt worden und die Geschichte hangelt sich von einem Bösewicht zum Nächsten: Govenor, Negan, die Flüsterer … und noch ein paar mittelschwere Schurken zwischendurch. Es ging um Egoisten, Exzentriker, Sektierer, aber auch um Menschlichkeit, Sterbehilfe, Glauben, Liebe. Der Sieg über Negan markiert den Beginn des Spannungsabfalls, danach wird es konstruiert bis langweilig.
… und Anti-Helden
In “Fear the Walking Dead” sehen wir dann statt den Superhelden aus der Mutterserie (eigentlich ist es ein Heldenepos …) wie eine Patchworkfamilie mit Geschlechter- und Generationskonflikten versucht ihren Weg durch die Apokalypse zu meistern. Außerdem gibt es ein paar ausgemachte Anti-Helden, wie den schmierigen Victor Strand und den geheimsnisvollen Daniel Salazar. Ein sehr erfrischendes Setting mit guten Geschichten, teilweise sehr bedrückend, oft viel intensiver als die Mutterserie. Die Staffeln 1 bis 3 sind phenomenal!
Maue apokalyptische Gesamtsituation
Dann wird mir unverständlicher Weise versucht, das Setup an die Mutterserie anzugleichen, indem man Helden-Charaktere aufbaut. Ab Staffel 4 sehen wir Morgan Jones, den friedvollen Stock-Kämpfer aus der Hauptserie und John Dorie als liebenswürdigen Revolverhelden. Der urprüngliche Charm des Spin-off geht völlig verloren - Staffel 4 wird unübersichtlich und konfus, Staffel 5 ist einfach nur noch langweilig mit maximal konstruierten Plots - ich denke ich bin nicht der Einzige, der das so sieht.
Kurz - in letzter Zeit war die apokalyptische Gesamtsituation eher mau und es ist dringend geboten, hier wieder Qualität zu liefern.
World Beyond - eine neue Perspektive
Aber - kann “World Beyond” diesen Richtungswechsel einläuten? Ich denke, das Potential ist da - die neue Ausgangslage - eher behütete Teenager wollen 10 Jahre nach Beginn der Apokalypse die Wahrheit über die “Civic Republic” herausfinden - vielleicht wird sogar als Nebenprodukt der Verbleib von Rick Grimes aufgeklärt …
Ein paar verheissungsvolle Konflikte deuten sich an und es wird neue Herausforderungen aber auch entsprechend neue Dramen geben. Die Protagonisten sind Teenager und diese verhalten sich als als Gruppe, die sich auch erst noch zusammenfinden muss, ungewohnt.
Wahrscheinlich soll auch ein jüngeres Zielpublikum angesprochen werden und so wirken einige Dialoge etwas befremdlich, zumindest für Zuschauer älteren Semesters.
Fazit
Von den Socken gehauen hat mich diese erste Folge wahrlich nicht. Aber sie hat mich auch nicht gelangweilt. Vielmehr erwarte ich von einer Serie, bei der wir eigentlich alles schonmal gesehen haben mittlerweile auch nicht. Und so freue ich mich auf ein paar halbwegs spannende Folgen, vielleicht die eine oder andere unerwartete Wendung, ein paar coole Spezialeffekte. Hoffentlich wird diese neue Perspektive nicht zusehr überstrapaziert - zum Glück wurde vorab schon angekündigt, dass es bei zwei Staffeln bleiben soll.